Charles Darwin, der große Forscher der Biologie
Der Name Charles Darwin steht für ein neues Zeitalter in der Biologie. Mit dem Entwurf der Evolutionstheorie hat er die damals vorherrschende Weltsicht in ihren Grundfesten erschüttert und den Menschen als Krone der Schöpfung von seinem Sockel gestoßen.
Dabei gärte der Gedanke, dass die Artenbildung auf der Erde kein einmaliges Ereignis sondern ein fortwährender und immer noch stattfindender Prozess ist und damit im Widerspruch zur Schöpfungsgeschichte der Bibel steht, in vielen Köpfen dieser Zeit, allen voran Albert Russel Wallace. Ihm kam Darwin mit seiner Veröffentlichung nur knapp zuvor.
Charles Robert Darwin wurde am 12. Februar 1809 als Sohn des Arztes Robert Waring Darwin in einem Ort namens „The Mount“ in Shrewsbury, England geboren. Sein Vater betrieb eine große Praxis außerhalb von London. Sein Großvater Erasmus Darwin, ebenfalls Arzt, war der Autor von „Zoonomia, or the Laws of Organic Life“. Seine Mutter starb, als er erst acht Jahre alt war, trotzdem wuchs er, sozial abgesichert, in einer großen Familie mit vielen Geschwistern auf.
Mit 16 Jahren wurde er von seinem Vater zum Studium der Medizin an die „University of Edinburgh“ geschickt. Dort schloß er Freundschaft mit dem Zoologen Robert Grant und dem Geologen Robert Jameson, beide Personen förderten sein wachsendes Interesse an der Erdgeschichte. Wegen mangelnden Engagements entschloß sich sein Vater allerdings schon zwei Jahre später, seinen Sohn an die „University of Cambridge“ zu schicken, um ihn dort Theologie studieren zu lassen. Aber auch hier zeigte Darwin wenig Interesse an seinem Studienfach und verbrachte seine Zeit mit Freunden beim Reiten oder Jagen. Allerdings wurde er durch seinen Cousin William Darwin Fox, einem begeisterten Entomologen, in den Kreis von Naturalisten eingeführt, unter denen besonders John Stevens Henslow einen entscheidenden Einfluß auf den weiteren Werdegang Darwins ausübte. Henslow, ein Botaniker, förderte Darwins Entwicklung in Richtung Naturwissenschaften.
Henslow war es später auch, der Darwin bei der englischen Admiralität empfahl, ihn als unbezahlten Wissenschaftler auf der HMS Beagle für eine Reise zu den Küsten Südamerikas und einigen Pazifischen Inseln einzuladen. Darwins Vater Robert, anfänglich gegen eine Teilnahme seines Sohnes an einer solchen Reise, wurde durch seinen Schwager Josiah Wedgewood umgestimmt und erklärte sich einverstanden. Damit begann die Reise Darwins, die ihn erst nach fünf Jahren wieder zurück nach England bringen sollte, die aber den Grundstein für Darwins Theorien über die Entstehung des Lebens auf unserem Planeten bilden sollte.
Die Reise mit der Beagle (1831 – 1836)
Am 27. Dezember 1831 stach die Brigg Beagle unter Führung des Kapitäns FitzRoy von Plymouth (England) aus in See. Der ursprüngliche Auftrag der Fahrt war die Vermessung der südamerikanischen Küste uns sollte nur zwei Jahre dauern. Die erste Etappe führte durch den Atlantik Richtung Südamerika. Dort folgte sie dem Küstenverlauf und umrundete nach einem längeren Abstecher zu den Falkland-Inseln Kap Hoorn. Nun die Küste nach Norden folgend ging die Reise bis zu den Galapagos-Inseln. Ab dort drehte die Route der Beagle gen Westen, durchquerte den Pazifik und nahm Kurs auf Neuseeland und Australien. Der Indische Ozean wird mit Aufenthalten auf den Kokos-Inseln und Mauritius durchquert. Nach der Umrundung des Kaps der guten Hoffnung sowie einer Station in Kapstadt nahm die Beagle nochmals Kurs auf Südamerika, ab dort ging die Reise fast wie auf der gleichen Route des Hinwegs zurück nach England.
Die für Darwin wichtigen Stationen waren die für die Vermessung benötigten längeren Halte in Südamerika, die Darwin für ausführliche Exkursionen ins Landesinnere nutzte. Ein weiterer Halt auf den Galapagos-Inseln bekam im Nachhinein eine besondere Bedeutung: Dort machte Darwin als Grundlage seiner später formulierten Theorie zur Enstehung der Arten seine entscheidenden Beobachtungen: Die Populationen der Schildkröten von den Inseln unterschieden sich alle voneinander. Eine andere wichtige Beobachtung war die Variationsbreite der später nach ihm benannten Darwin-Finken: Je nach besiedeltem Biotop unterschieden sich auch diese Vögel je nach Herkunft der Insel.
Zur Entstehung der Evolutionstheorie
Die Ableitung der Evolutionstheorie aus den Beobachtungen seiner Reise nahm nach seiner Rückkehr viele Jahre in Anspruch. Darwin war die Brisanz seiner Thesen voll bewusst und damit auch die Schlüsse auf die Herkunft des Menschen, die sich daraus ziehen ließen. Es dauerte mehr als 20 Jahre, bis er 1859 sein Werk über die Entstehung der Arten »On the Origin of Species« veröffentlichte. Wäre es nach Darwin gegangen, hätte es wahrscheinlich noch länger gedauert, aber eine Arbeit des jungen Afred Russel Wallace, die im Kern die gleiche Aussage wie seine Theorie hatte, zwang ihn dazu, endlich zu handeln. Der gesellschaftlichen Sprengkraft seiner Aussagen bewusst, untermauerte er die Thesen mit immer neuen Experimenten, so z.B. mit herausragenden Arbeiten zur Systematik von Cirripedien sowie der Züchtung von Tauben. Großen Aufwand trieb er mit Arbeiten über die geographische Verbreitung von Arten: Er kann nachweißen, dass Samen mancher Pflanzenarten selbst nach Wochen und Monaten im Salzwasser noch keimfähig bleiben. Die Verbreitung einer Art sowie die spätere Trennung der Population durch geographische Barrieren auf zwei Gruppen, die sich dann unterschiedlich weiter entwicklen, ist seiner Meinung nach eine der Triebkräfte zur Artbildung. Hält diese Trennung lange genug an, enstehen aus den beiden Gruppen wegen unterschiedlicher Lebensbedingungen zwei voneinander unabhängige Arten. Darwin starb am 19. April 1882 in Down House (Downe, Kent). Die Nachricht seines Todes erreichte London binnen weniger Stunden. Seine Evolutionstheorie war allerdings schon zu seinen Lebzeiten anerkannt, wenn auch heftig umstritten. Sie wurde später durch Erkenntnisse der Genetik und der Molekularbiologie modifiziert, aber nie widerlegt. Viele Kritiker Darwins werfen ihm vor, von den Ideen seines Großvaters Erasmus Darwin bzw. aus einem ihm zugesandten Manuskript von Albert Russel Wallace abgeschrieben zu haben, der zeitgleich wie Darwin eine Theorie zur Enstehung des Lebens entwickelte. Vor allem Letzteres wird sich wohl nie ganz klären lassen.
Bibliographie (Liste nicht vollständig):
- On the Origin of Species, 1859
- On the Movements and Habits of Climbing Plants, 1865
- The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex, 1871
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