Der vergessene deutsche Naturforscher George Forster
Mit Goethe hat er diskutiert, Schiller verehrte ihn und für Wilhelm und Alexander von Humboldt war er ein Vorbild: George Forster.
Er begleitete als Naturforscher und Chronist Kapitän James Cook auf seiner zweiten Reise in den südlichen Pazifik und in das antarktische Eismeer. Mit seinem später veröffentlichten, auch literarisch erwähnenswerten Expeditionsbericht löste er in Europa eine romantisch verklärte Begeisterung für die Südsee aus, die bis heute noch anhält. Allerdings verhinderte seine eigene flammende Begeisterung für die Ideen der französischen Revolution eine verdiente Würdigung als einer der großen deutschen Forscher. Heute ist er in Deutschland fast vergessen.
George Forster wurde am 27. November 1754 als Sohn des Pastors Johann Reinhold Forster in Nassenhuben in der Nähe von Danzig geboren. Die Abstammung der Familie von schottischen Protestanten führte zur englischen Schreibweise seines Namens, der so angeblich im Taufregister der Gemeinde geführt wird . Andere Quelle nennen seinen Namen auch Johann Georg Adam Forster. Sein Vater unterrichtete ihn selbst in allerlei naturkundlichen Fächern: Botanik, Zoologie, Geographie und Völkerkunde. Darüberhinaus mußte er wohl mehrere Sprachen lernen. Trotz der verkrachten Existenz des Vaters besaß dieser guter Kontakte in der damaligen Welt der Wissenschaften. Der Vater heuerte als Naturkundler für die zweite Weltumsegelung von Kapitän James Cook auf der Resolution an, die von 1772 bis 1775 dauerte, und nahm seinen seinen erst 17 jährigen Sohn mit.
Während der Vater die beschwerliche Reise angeblich nur missmutig erduldete, begeisterte sich der junge Forster für alles neu zu Entdeckende. Die Reise führte vorbei an Kapstadt und dem Kap der Guten Hoffnung, anschließend durch den indischen Ozean Richtung Pazifik. Dort segeln die beiden Schiffe Resolution und Adventure zwischen Neuseeland und Tahiti. Ingesamt drei mal wagt Cook einen Vorstoß in die antarktischen Gewässer und kreuzt dabei den südlichen Polarkreis, muss aber jedesmal den treibenden Eismassen weichen. Der Rückweg führt dann vorbei am Kap Hoorn wieder durch den südlichen Atlantik wieder nach Kapstadt, von dort nach Norden zurück nach England. Auf dem Weg läßt Cook die Neu-Hebriden, Neu-Kaledonien und Südgeorgien kartographieren und vermessen.
Der blutjuge Forster beobachtete viele Dinge sehr kritisch: So zum Beispiel die Art und Weise, wie die Matrosen der Resolution und des Schwesterschiffs Adventure auf den Inseln der Südsee über die einheimischen Frauen herfielen. Ein blutiges Gemetzel der Matrosen der Adventure unter den Maori als Vergeltungsmaßnahme – Auslöser war angeblich ein gestohlenes Jackett – blieb ihm erspart, nachdem sich die Schiffe an einem vereinbarten Treffpunkt um einige Tage verpassen. Nach diesen Erlebnissen stellte er die angeblich moralische Überlegenheit der europäischen Zivilisationen gegenüber den »entdeckten Wilden« grundsätzlich in Frage und entwickelte eine unvoreingenommene Sicht auf diese fremden Kulturen. Diese Sichtweise findet sich später auch in den Reiseberichten des Alexander von Humboldt wieder, der auf seinen Reisen die beobachtete Sklaverei in Südamerike scharf verurteilte.
Zwei Jahre nach seiner Rückkehr veröffentlichte George Forster seinen Expeditionsbericht »A Voyage Round The World«. Dieser Reisebericht gilt nicht nur als historisches Dokument, sondern auch als literarisch hervorragendes Werk. Nochmals zwei Jahre später erschien das Buch in deutscher Sprache. Seine Veröffentlichung fand große Beachtung und brachte Forster unter anderem eine Professur an der Universität zu Kassel ein. Vor allem seine Beschreibung des Südpazifik mit seiner Inselwelt und den dort lebenden Menschen löste in Europa eine verklärte Begeisterung für das vermeintliche Paradies auf Erden aus. Das Bild, dass wir heute von dieser Gegend haben, wird immer noch durch seine Berichte geprägt.
Die französische Revolution schien für ihn wie eine Offenbarung zu sein. Er wird als Gesandter der Rheinischen Republik nach Paris geschickt. Doch durch den Terror im Anschluß an die Revolution wurde er wiederum von der Natur des Menschen enttäuscht. Er starb einsam und verbittert mit nicht einmal 40 Jahren am 10. Januar 1794 in Paris.
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