Diese Forscherin aus eigenem Antrieb machte sich auf den Weg in die Tropen um die Welt der Pflanzen und Insekten zu erforschen.

Sie war die Tochter von Matthaeus Merian, zu dieser Zeit ein bekannter Herausgeber des »Theatrum Europaeum« und der »Topographien«, der allerdings drei Jahre nach ihrer Geburt in der Nähe von Schwalbach starb. Ihr Vater prophezeite ihr angeblich auf dem Sterbebett, das der Name Merian durch sie nie vergessen werden würde.

Ihr Stiefvater, der holländische Blumenmaler Jacob Marell (ihre Mutter heiratete ihn 1651), erkannte und förderte das graphische Talent der jungen Merian. Er vermittelt ihr den Naturalismus der holländischen Blumenmalerei. Sie selber heiratete einen der Studenten ihres Stiefvaters, der wohl sehr früh vertarb (Abraham Mignon, 1679, die Angaben sind widersprüchlich!). Ihre zweite Hochzeit mit dem Architekturmaler Johann Andreas Graff fand 1670 statt mit dem sie später nach Nürnberg übersiedelt. Dort begann sie systematische Naturbeobachtungen vor allem über die Entwicklungsstadien von Insekten und ihrer Ökologie. Die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlichte sie 1679 in dem Werk »Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung«. U. George [z1] sieht daher in ihr nicht nur die Begründerin der Entomolgie, sondern auch der ökologischen Forschung. Die Ehe endete 1685 durch Scheidung, was ihr die Gelegenheit und wahrscheinlich auch die nötige Freiheit zu einer ausgedehnte Forschungsreise gab.

Ihre älteste Tochter war mit Jacob Herold verheiratet, der Geschäftsbeziehungen mit der holländischen Kolonie in Surinam (Südamerika) unterhielt. Diese Kontakte nutzte sie 1699 zusammen mit ihrer jüngsten Tochter zu einer mehr als zweijährigen Reise nach Surinam. Sie war zu diesem Zeitpunkt immerhin schon 52 Jahre alt und man kann sich die Strapazen der fast dreimonatigen Überfahrt gut vorstellen. Finanziell gefördert wurde diese Reise durch die Stadt Amsterdam, was wahrscheinlich auf ihre Freundschaft zu Nicholas Witsen, dem damaligen Bürgermeister von Amsterdam, und Jonas Witsen, Syndikus der Stadt, zurückzuführen ist.

Zwei Jahre bereiste sie mit ihrer Tochter nicht nur die Siedlungen und Plantagen Surinams, sondern auch das bis dahin unerforschte Landesinnere Surinams. Durch eine Malaria im Frühjahr 1701 gezwungen, kehrte sie nach Holland zurück wo sie mit der Auswertung ihrer Reise in Form von Kupferstichen begann. 1705 erschien ihr entomologisches Werk »Metamorphosis Insectorum Surinamensium«, ein Werk, das nicht nur durch die Schönheit ihrer Darstellungen sondern auch durch die Gabe der Beobachtung ökologischer Zusammenhänge zwischen Insekten und ihren Wirtspfanzen besticht. Trotz eines 1711 erlittenen Schlaganfalls arbeitete sie noch sechs weitere Jahre an den prächtigen Darstellungen über die Tier- und Pflanzenwelt Surinams, bevor sie am 13. Januar 1717 in Amsterdam starb. Im selben Jahr veröffentlichte ihre Tochter zum ersten Mal das komplette Werk Sybille Merians unter dem Titel »Erucarum Ortus Alimentum et Paradoxa Metamorphosis«.

Die Arbeit Merians ist heute um so höher zu bewerten, als sie in einer Zeit arbeitete und forschte, in der es für eine Frau eigentlich undenkbar war, sich mit Naturwissenschaften zu beschäftigen.

Bibliographie

  • Der Raupen wunderbare Verwandlung und sonderbare Blumennahrung, 1679
  • Metamorphosis Insectorum Surinamesium, 1705
  • Erucarum Ortus Alimentum et Paradoxa Metamorphosis, 1717

 
 

Ähnliche Beiträge zum Thema Botaniker und Forschungsreisende

Alfred Russel Wallace, der ewige Zweite

Unsere Gesellschaft braucht Gewinner und Verlierer. So zählt Alfred Russel Wallace im Rennen um die Formulierung der Evolutiontheorie zu den Verlierern, während Charles Darwin als der Gewinner gilt.

Mehr lesen ...

Carl von Linné: der Begründer der modernen Taxonomie

Linné führte als erster die heute noch gebräuchliche Nomenklatur in der Biologie ein, die bei der Namensgebung die Verwandschaftsverhältnisse der Geschöpfe berücksichtigt. Er gilt damit als Begründer der modernen Taxonomie.

Mehr lesen ...

Charles Darwin, der große Forscher der Biologie

Der Name Charles Darwin steht für ein neues Zeitalter in der Biologie. Mit dem Entwurf der Evolutionstheorie hat er die damals vorherrschende Weltsicht in ihren Grundfesten erschüttert und den Menschen als Krone der Schöpfung von seinem Sockel gestoßen.

Mehr lesen ...

Conrad Gesner, ein ruheloser Geist in vielen wissenschaftlichen Disziplinen

Conrad Gesner warnicht nur ein Kenner des lateinischen und griechischen Altertums, sondern beschäftigte sich auch mit Medizin, Zoologie und Botanik.

Mehr lesen ...

Der Afrika- und Naturforscher Georg Schweinfurth

Bei einer Haushaltsauflösung stieß ich vor einigen Jahren auf einen kleinen Schatz. Zwischen all den Büchern, die sich im Laufe eines Lebens ansammeln fand ich ein kleines Büchlein von des Naturforschers Georg Schweinfurth, sein Afrikanisches Skizzenbuch.

Mehr lesen ...

Der Asienreisende Philipp Franz von Siebold

Er kann einen der spannensten und faszinierendsten Lebensläufe vorweisen, die man sich vorstellen kann: der Würzburger Philipp Franz von Siebold.

Mehr lesen ...

Der vergessene deutsche Naturforscher George Forster

Mit Goethe hat er diskutiert, Schiller verehrte ihn und für Wilhelm und Alexander von Humboldt war er ein Vorbild: George Forster.

Mehr lesen ...

Georg Wilhelm Steller, ein großer Naturforscher und begnadeter Botaniker

Georg Wilhelm Steller ist einer der großen Naturforscher des 18. Jahrhunderts. Auf ausgedehnten Forschungsreisen in Russlands Osten stieß er bis nach Kamtschatka vor, für einen kurzen Abstecher sogar bis nach Alaska.

Mehr lesen ...

Heinrich Barth, deutscher Afrikaforscher des 19. Jahrhunderts

Forscgungsreisender in Nordafrika und der Sahara, später auch in den Ländern Kleinasiens.

Mehr lesen ...

Hildegard von Bingen, eine Naturkundlerin im frühen Mittelalter

Diese Frau hat vor fast tausend Jahren im tiefsten Mittelalters gelebt und gewirkt! Aus diesem Grund ist ihr Lebenslauf nur sehr lückenhaft bekannt und ihr Werk leider nicht im Original erhalten.

Mehr lesen ...

John Gould begann zwar als Gärtner, doch seine Leidenschaft war die Ornithologie

Zwar begann er seine Karriere als Gärtner, aber John Gould beschäftigte sich lieber mit der Vogelwelt als mit Pflanzen. Daher machte er seine Leidenschaft, die Ornitholigie zu seinem Beruf.

Mehr lesen ...

John James Audubon: Sein Name ist in Nordamerika ein Synonym für Naturführer

Neben John Gould ein weiterer Ornithologe, der in dieser Reihe vorgestellt wird: John James Audubon. Er ist der Namenspatron einer der ersten Naturschutzorganisationen in den USA.

Mehr lesen ...

Lorenz Oken: ein unbequemer Charakter im Wissenschaftsbetrieb

So ungewöhnlich wie sein gesamter Werdegang vom mittellosen Bauernsohn aus der badischen Provinz zum erfolgreichen Naturwissenschaftler war, so außergewöhnlich war auch seine Haltung gegenüber dem damaligen Wissenschaftsbetrieb,

Mehr lesen ...

Otto Brunfels: Wegbereiter der modernen Botanik

Als einer der ersten Botaniker studierte er die Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung.

Mehr lesen ...

Sir Joseph Paxton: Landschaftsgärtner und Pionier der modernen Architektur

Seine Konstruktionen von Gewächshäusern aus Gusseisen und Glas schufen nicht nur die Basis die Hochzeit der Glaspaläste des 19.ten Jahrhunderts, das Prinzip des Bauens mit filigranen Stahlträgern findet sich immer noch in den Bauten der Neuzeit.

Mehr lesen ...